Samstag, 4. September 2010

Stop Making Sense im TV

01:25 UHr
Nacht vom 11.09.10 auf den 12.09.10
ARTE

Stop Making Sense
(Usa, 1984, 84mn)

Regie: Jonathan Demme

Konzertfilme können nur so gut sein wie die Konzerte, die gefilmt werden. Die 1984 von den Talking Heads im Pantage Theater von Los Angeles gebotene Show gehört zum Besten, was Popmusik in jenem Jahr zu bieten hatte. Auch bei den guten Konzerten ist es noch lange nicht sicher, dass ein Film so gut herauskommt, wie es bei "Stop Making Sense" der Fall ist.
Der Regisseur Jonathan Demme ("Das Schweigen der Lämmer") verzichtete auf die üblichen Klischees des Genres - keine rasende Abfolge von Bildern, keine der fast obligatorisch gewordenen Aufnahmen von Zuschauerreaktionen, keine Backstage-Interviews. Dafür konzentrierte er sich aber darauf, das Publikum in den Kinosesseln zu fesseln. Und es klappt. Die Zuschauer sehen nicht einfach einen Film; sie finden sich in einem Rockkonzert wieder, klatschen laut nach jedem Song, tanzen auf den Stühlen und vor der Leinwand.
Der Film konzentriert sich auf das Geschehen. Sänger David Byrne steht mit seinem wilden Gesang und seiner höchst eigenen Körpersprache ganz im Mittelpunkt. Er torkelt auf der Bühne herum, als würde er in jedem Augenblick fallen, bewegt seine Beine, als wären sie aus Gummi.
Jonathan Demme überlässt die Initiative den Musikern, nicht dem Cutter. Deshalb sieht "Stop Making Sense" aus wie ein Film und nicht wie ein gewöhnliches Musikvideo. Er ist brillant aufgenommen und fotografiert sowie sorgfältig ausgearbeitet - das ist möglicherweise der Schlüssel für seinen Haupteffekt: Aus der Kinovorführung wird ein regelrechtes Konzert. Indes, es ist die Musik von David Byrne und den Talking Heads, die den Film prägen. Ein echter Höhepunkt in der Musikgeschichte.
Die Talking Heads kommen aus der New Yorker New Wave Szene. Die zentrale Figur war David Byrne mit seinen intelligenten Rocksongs. Der Stil der Talking Heads entwickelte sich schnell weiter, Byrne arbeitete Funkelemente und afrikanische Rhythmen ein. Als Jonathan Demme sie filmte, bestand die Formation aus nicht weniger als neun Musikern. Diese fetzen in Großaufnahme durch die unwiderstehlich rhythmischen Byrne-Songs wie "Burning Down the House" und "Once in a Lifetime".

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