Montag, 19. Oktober 2009

Aviva Aviv!

Der Neffe des ehemaligen israelischen Außenministers Moshe Dayan ist seit fast 20 Jahren ein Superstar am Pophimmel Israels: Aviv Geffen.
Er wurde spätestens international bekannt am 4. November 1995, als er auf der berühmten Friedensdemonstration in Tel Aviv auftrat, die mit dem Tod Jitzchak Rabins endete.

Geffen stand nicht nur fast direkt neben dem damaligen Ministerpräsident, sondern litt noch einen zusätzlichen Schock, als sich später heraus stellte, daß sich der Attentäter als Mitglied von Geffens Band ausgegeben hatte, um so nah an Rabin heran zu kommen.

Der damals erst 22-Jährige, war schon längst ein Held der Friedensbewegung, er kümmerte sich nicht um Gendercorrectness und verweigerte sogar den Dienst in der Armee

Wir sollten Schminke tragen, statt Uniformen,
findet Geffen.

Jeder junge Israeli kennt seine berühmten Protestlieder.

Nach Rabins Tod setzte sich die schillernste Figur des Nahen Ostens nur noch kompromissloser für den Friedensprozess ein*

Seit Rabin ermordet wurde, ist etwas Schlimmes mit Israel passiert. Dieser Typ, Jigal Amir, hat nicht nur Rabin umgebracht, er hat einen ganzen Traum zerstört. In diesem Moment hat sich die ganze Geschichte gedreht.

Dabei hält er gar nichts von lieben unpolitischen Händchenhalten mit den palästinensischen Brüdern:

Ehrlich gesagt, ich kann dieses ganze Salam-Schalom-Zeug nicht mehr hören. Wenn du mutig bist, dann sing nicht bloß über Frieden, schreib einen Song über die Besetzung! Alles andere ist unverbindlicher Kitsch.

Er geht massiv die Kriegstreiber in den eigenen Reihen an:

Wir haben eine Minderheit von ungefähr einem Drittel Verrückten, die leider dem Rest der Gesellschaft ihren Willen aufzwingt.

Bei den jüdischen Siedlern, kennt Aviv Geffen kein Pardon:

Schau, wir besetzen diese Gebiete und besiedeln sie, weil in irgendwelchen heiligen Büchern geschrieben steht, dass dieses Land den Juden gehört? Ich habe einmal diese Siedlungen besucht. Das sind alles Verrückte, ein Haufen Verbrecher.

Seine bisherigen CDs erschienen alle in hebräischer Sprache, die es natürlich dem internationalen Publikum etwas schwer macht, den Inhalten zu folgen.

Dieses Jahr ging der inzwischen in London Lebende einen Schritt weiter und nahm sein erstes englisches Album („Aviv Geffen“) auf.

Den mehr als eindeutigen Texten blieb er in einigen ins Englische übersetzen Songs treu.
In Heroes fordert er die Mütter der Welt auf, ihre Söhne nicht in den Krieg zu schicken.

They’re calling them heroes / After they die // While the general in his fancy office / You’re just a number in his map / Can you be heroes / And be alive? / Don’t send your boy / when your country calls you.

Auch Cloudy Now, 1993 geschrieben und bisher sein größter Hit gilt, ist auf dem Album zu hören.

We are a fucked up generation / It's cloudy now / We gotta get out of here / It's cloudy now.

Das neue Album beschränkt sich allerdings in keiner Weise.
Produzenten sind unter anderem Trevor Horn (Simple Minds, Paul McCartney) und Ken Nelson (Coldplay).
Geffen verfügt über den ganzen Bombast der Popgeschichte und klingt hier und da wie eine an der Front gestählte Version von Rufus Wainwright, wenn er durch alle Genres hoppt.


Zur Zeit ist Geffen auf Deutschland-Tour.


Hamburg, Germany Gruenspan 4 November 09
· Köln, Germany Luxor 5 November 09
· Berlin, Germany Lido 6 November 09
· Munchen, Germany, 59:1, 9 November 09
· Dresden, Germany, Beatpol, 10 November 09

*Alle Geffen-Zitate wurden aus "Wir hatten einen anderen Traum"

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