Samstag, 8. Oktober 2011

Mike Scott kann es noch.

Noch mal kurz zu den 80ern.

Ich glaube die 80er sind musikalisch betrachtet die höchstassoziierte Dekade.
Dazu fällt JEDEM sofort etwas ein. Neue deutsche Welle, Frisuren von Kajagoogoo und Duran Duran, sowie das Aufkommen von „New Romantic“ aus Britannien mit viel Synthesizern.

Das ist ja auch alles nicht falsch.
Und insbesondere die Frisuren nehme ich gerne bis heute in Schutz - wenigstens war das irgendwie individuell und nicht so ein Einheitslook.

Nur war die „Neue Deutsche Welle“ die Musik von gerade mal einem Jahr nämlich 1981, die bunten Turmfrisuren trugen natürlich nur eine Minderheit und neben den typischen Spandau Ballet, Nik Kerchaw, Thomson Twins und Yazoo gab es gleichzeitig noch ein Dutzend weiterer Musikstile, die sich unabhängig davon entwickelten.

Man reduziere also die Dekade nicht auf seichte Elektropop-Klänge von sehr schwul aussehenden Männerbands.
Und was heißt schon „seicht“?

Die HipHopper und Rapper und Raver mögen es heute nicht mehr verstehen, aber „being boiled“ (Human League), „the big man restless“ (Kissing the pink) oder „change your mind“ (Sharp&Numann) haben eine Generation von Disco-Gängern über alle Maßen begeistert.

Auf einer anderen Ebene gründete 1983 der Schotte Mike Scott (*1958) in Edinburgh die legendäre Band „The Waterboys“, die sich in ihren Live-Auftritten, von denen ich damals glücklicherweise zwei miterlebte habe, als echte Rockband inszenierten.
Obwohl Scott und seine Jungs auch einmal mit U2 auf Tour waren, erreichten sie aber nie solche Verkaufszahlen.
Dabei enthielt schon ihre erste Platte einen echten Hit.

Die erste Single „A Girl Called Johnny“ von 1983 ist mit ihrer klassischen Folk-Rock-Instrumentierung und viel Saxophon, erwischt einen schon nach dem ersten Takt.
Der Wiedererkennungswert ist gigantisch.
Wenn ich mir den Song jetzt anhöre, finde ich ihn noch genauso catchy wie damals.

1985 erschien mit „This Is The Sea“ das erfolgreichste Waterboys-Album.

„This Is The Sea“ ist eine von den wenigen Platten, die ich damals ständig hörte und die seit dem eigentlich nie in zeitweilige Vergessenheit geriet.
Um es kurz zu sagen: Ein Meisterwerk, das kein bißchen altmodisch ist.

Richtig bekannt geworden ist, soweit ich das als subjektiv Vorbelasteter sagen kann, eigentlich nur „The Whole Of The Moon“, welches auch ein sehr eingängiges Lied ist.

Aber die genialen Songs des Albums sind eigentlich „Spirit“, „Old England*“, „Trumpets“ und natürlich „This Is The Sea“.



Die ersten drei davon sind dabei keineswegs bombastisch ausgefeilte Symphonien, sondern recht einfache und klare Songwriter-Perlen. Kurz und gut.

2011 gibt es wieder eine Waterboys-CD, „An Appointment With Mr Yeats“.

Mike Scott vertont hier Gedichte des Irischen Literaturnobelpreisträgers William Butler Yeats (*1865 in Dublin; † 1939 in Nizza).

Und was soll ich sagen; es ist ein gelungenes Album.

Klare Kaufempfehlung.

Der beste Track ist „Song Of Wandering Aengus“, von dem ich bis jetzt nur eine Live-Version auf YouTube finde.

Die Studioversion ist viel besser.




*OLD ENGLAND

Man looks up on a yellow sky
And the rain turns to rust in his eye
Rumours of his health are lies
Old england is dying

His clothes are dirty shade of blue
And his ancient shoes worn through
He steals from me and he lies to you
Old england is dying

Still he sings an empires song
And he keeps his navy strong
And he sticks his flag where it ill belongs
Old england is dying

You’re asking what makes me sigh now
What it is makes me shudder so
Well
I just freeze in the wind
And I’m numb from the pummeling of the snow
That falls from high in yellow skies
Where the time stained of england flies
Where the homes are warm and the mothers sigh
Where comedians laugh and babies cry
Where criminals are televised politicians fraternize
Journalists are dignified and everyone is civilised
And children stare with heroin eyes
Old england!

Evening has fallen
The swans are singing
The last of sundays bells is ringing
The wind in the trees is sighing
And old england is dying

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